pondělí 4. července 2016

Afrikanischer Landwirt kritisiert GVO-Ablehnung der EU

Die restriktive Politik der Europäischen Union in Bezug auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) stößt bei afrikanischen Bauern zunehmend auf Unverständnis. In einem kürzlich im Internet auf „Global Farmer Network“ veröffentlichten Brief wirft der kenianische Landwirt und Akademiker Gilbert Arap Bor der EU die „erneute Unterjochung“ Afrikas vor.

Anlass dafür ist eine vom Europaparlament am 7. Juni angenommene Entschließung, in der die G8-Staaten aufgefordert werden, keine GVO-Kulturen in Afrika zu unterstützen. Bor, der auch an der Katholischen Universität von Ostafrika lehrt, sieht darin den Versuch, den afrikanischen Bauern wissenschaftliche Innovationen vorzuenthalten, die weltweit zu einer Revolution in der Agrarwirtschaft geführt hätten. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Menschen in Kenia nicht wüssten, wie sie ihre nächste Mahlzeit erwerben könnten, während landwirtschaftliche Nutzflächen auch dort der Urbanisierung zum Opfer fielen.

Gentechnisch optimierte Kulturen könnten hingegen nach Bors Überzeugung nicht nur in seinem Land dabei helfen, mehr Nahrungsmittel auf weniger Agrarfläche zu erzeugen und die Produktion ökonomischer und ökologischer zu gestalten. Was die dortigen Bauern nicht brauchen, sind nach seinen Worten „die Lektionen wohlgenährter Politiker, deren Lebensstil für gewöhnliche Afrikaner luxuriös wirkt“. Bor warnt die EU davor, mit ihrer „Feindschaft gegenüber GVO“ eine ganze Generation von Farmern auszubremsen, deren Arbeit für die Versorgung des Kontinents unerlässlich sei.

Sollte es nicht gelingen, moderne Anbaumethoden wie GVO im Ackerbau einzusetzen, droht Afrika nach Bors Einschätzung eine Katastrophe. Er geht davon aus, dass die dortigen Landwirte in einem solchen Fall zu einem immer stärkeren Einsatz konventioneller Produktionsmittel wie Pflanzenschutzmitteln gezwungen sind, mit entsprechenden Folgen für die Umwelt, aber auch für die Einnahmen der Bauern. In letzter Konsequenz würden die Lebensmittelpreise steigen und mehr Menschen hungern als nötig, so der Landwirt. Er ruft die EU deshalb auf, von weiteren Schritten zur weltweiten Eindämmung des GVO-Anbaus abzusehen und besser an der Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in den Entwicklungsländern mitzuarbeiten. AgE (21.06.2016)